Nahe Angehörige wie Mutter, Vater, Großeltern oder Geschwister, aber auch Freundinnen und Freunde, Lehrkräfte und anderes Fachpersonal sind oft die ersten, die Veränderungen im Verhalten bemerken: Das können ein verändertes Essverhalten oder ein Gewichtsverlust sein, aber auch Niedergeschlagenheit oder Bedrücktheit und sozialer Rückzug.
„Behandelt die Essstörung nicht als Tabu, sondern sprecht offen und ohne Heimlichtuerei mit mir darüber.“
Angehörige und Andere können Betroffene bei ihrem Weg aus der Krankheit unterstützen
Haben Angehörige und andere den Verdacht, dass eine Essstörung vorliegt, sollten sie zunächst das Gespräch mit den Betroffenen suchen. Dabei ist wichtig:
- Ich-Botschaften formulieren: Angehörige und andere berichten aus der Ich-Perspektive, welche Veränderungen im Verhalten der Betroffenen ihnen aufgefallen sind und aus welchen Gründen diese ihnen Sorgen bereiten.
- Offen sein und Verständnis zeigen: Es kann für Betroffene eine große Erleichterung sein, jemanden zu finden, der zuhört und die eigene Situation versteht.
- Gewicht, Figur und Essverhalten sollten nicht im Mittelpunkt des Gesprächs stehen.
- Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Warnungen oder Drohungen sollten unterbleiben.
„Reduziert mich nicht auf die Essstörung. Es verletzt mich, wenn ihr euch nur noch für mein Essverhalten interessiert. Ich will als Mensch wahrgenommen werden und nicht als Essgestörte.“
Für Betroffene da sein
Betroffene müssen die Bereitschaft zeigen, eine Therapie zu beginnen. Es kann Zeit und viele Gespräche in Anspruch nehmen, bis die Betroffenen das selbst erkennen können.
„Zwingt mich nicht zu einer Therapie – nur wenn ich selbst gesund werden will, ist eine Therapie sinnvoll: Der Kampf gegen die Essstörung erfordert viel Eigeninitiative.“
Zeigen Sie Ihre Bereitschaft, sie zu unterstützen, indem sie:
- Betroffenen das Gefühl geben, dass jemand für sie da ist und sie nicht allein gelassen werden. Sie können zum Beispiel Angebote zum Reden machen und nachfragen.
- Betroffene behutsam zu weiterführender Hilfe motivieren, etwa zum Besuch einer Beratungsstelle, einer psychotherapeutischen oder ärztlichen Praxis.
- Betroffene bei der Suche nach Informationen unterstützen.
- Betroffene begleiten, wenn diese Hilfe in Anspruch nehmen.
- kleine Erfolge wahrnehmen und würdigen, und so die Betroffenen auf ihrem Weg stärken.
- positiven Dingen und Erlebnissen bewusst Raum geben, die nichts mit der Essstörung zu tun haben.
In extremen Fällen kann sofort Hilfe nötig sein: Falls die Essstörung in einem fortgeschrittenen Stadium ist und die betroffene Person einen schwer kranken Eindruck macht, sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Das gleiche gilt, wenn Betroffene Selbsttötungsabsichten äußern oder ein entsprechender Verdacht besteht.
„Lassen Sie mich nicht fallen und versuchen Sie es weiter, auch wenn ich zunächst sehr abweisend reagiere. Mit fällt es schwer zuzugeben, dass es mir schlecht geht; außerdem ist es mir peinlich, angesprochen zu werden. Insgeheim freue ich mich aber, dass Sie sich für mich interessieren."
Essstörungen sind auch für das Umfeld der Betroffenen belastend: Vielen nahestehenden Personen fällt es schwer, sich die Krankheit der oder des Betroffenen einzugestehen. Sie fühlen sich als Angehörige, Freundinnen und Freunde hilflos, verzweifelt und überfordert. Angehörige und Freunde können ebenfalls Hilfe in Anspruch nehmen. Sie können:
- Beratungsstellen aufsuchen,
- Selbsthilfeangebote nutzen oder
- selbst psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.