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Hilfe bei seelischen Nöten

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Rettungsring im Wasser

Hilfe bei
seelischen Nöten

Jeder Mensch erlebt manchmal Stress. Häufig stellt sich das innere Gleichgewicht von selbst wieder ein, sobald die auslösende Situation vorbei ist oder man sich darauf eingestellt hat. Aktive Schützenhilfe braucht die Seele bei länger anhaltenden, sich häufenden oder traumatisierenden Stressereignissen. Sonst kann sich die psychische Verfassung schleichend oder manchmal auch plötzlich verschlechtern.

Sich einzugestehen, dass man auf eine seelische Krise zusteuert oder bereits darin steckt, fällt oft schwer. Betroffene schämen sich häufig für ihre Probleme oder wollen niemanden damit zur Last fallen. Viele nehmen Hilfe erst in Anspruch, wenn es nicht mehr anders geht.

Je eher psychisch belastete Personen Möglichkeiten der Selbst- und Fremdhilfe für sich nutzen, desto besser. Frühzeitiges Eingreifen kann verhindern, dass sich seelische Beschwerden akut verschlimmern oder chronisch werden.

Früherkennung

Eine wichtige Maßnahme, um Stress wahrzunehmen und rechtzeitig darauf zu reagieren, ist Selbstbeobachtung. Denn psychische Überforderung und Krisen entstehen in der Regel nicht über Nacht. Meist zeigt der Körper durch Warnsignale an, wenn die persönliche Belastungsgrenze überschritten ist.

Typische Frühsymptome, die häufig auf eine hohe Stressbelastung hindeuten und als allgemeine Vorboten seelischer Krisen gelten, sind unter anderem:

 

Schlafstörungen

Viele seelisch belastete Menschen fühlen sich ausgelaugt und kraftlos. Nachts finden sie dann aber keine Ruhe und haben Probleme, ein- oder durchzuschlafen. Die Folgen sind ausgeprägte Tagesmüdigkeit und zunehmende Erschöpfung.

Konzentrationsschwierigkeiten

Häufig können Betroffene private oder berufliche Aufgaben nur noch mit Mühe erledigen. Sie sind konfus, leicht ablenkbar, können keinen klaren Gedanken fassen und haben das Gefühl, den Anforderungen des Alltags nicht mehr gewachsen zu sein.

Emotionale Instabilität

Ein wichtiges Warnzeichen sind zudem Stimmungsschwankungen. Auf Phasen der Zuversicht folgen Tage tiefer Verzweiflung und Traurigkeit. Auch Angstgefühle, Rastlosigkeit, Reizbarkeit, Zynismus oder Wutausbrüche können auf innere Anspannung hinweisen.

Interessensverlust

Oft geben Betroffene Beschäftigungen auf, denen sie sich bislang mit Freude gewidmet haben. Ob Sport, Hobbys, Veranstaltungsbesuche, Gartenarbeit oder Kochen – selbst eigentlich wohltuende Aktivitäten verlieren ihren Reiz und werden als anstrengend empfunden.

Auffallend ist auch, dass gestresste Menschen häufig den Kontakt mit anderen meiden. Sie sagen geplante Treffen ab, regen selbst keine Verabredungen mehr an, lassen nichts von sich hören oder melden sich am Arbeitsplatz krank.

Ein dauerhaft erhöhter Stresspegel kann darüber hinaus zahlreiche körperliche Folgen haben. Dazu zählen Muskelverspannungen, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darmprobleme oder häufige Erkältungen. Auch Appetitlosigkeit oder Heißhunger können auftreten.

Vor allem nach psychischen Vorerkrankungen ist wichtig, dass Betroffene Warnsignale für eine Verschlechterung ihrer seelischen Verfassung kennen. Zudem sollten engere Bezugspersonenwissen,welche Anzeichen bei Erkrankten auf einen möglichen Rückfall hindeuten können.

So verschieden sich seelische Überlastung äußern kann, so unterschiedlich können auch geeignete Gegenmaßnahmen sein. Grundsätzlich gilt: Je länger Stresssymptome bestehen und je schlechter es Betroffenen geht, desto dringlicher brauchen sie professionellen Beistand.

Individuelle Selbsthilfe

Psychische oder körperliche Stresszeichen bedeuten nicht automatisch, dass Betroffene sich bereits in einer ausgewachsenen Krise befinden. Die Symptome sind als Warnung zu verstehen. Der Körper macht durch sie darauf aufmerksam, dass das seelische Abwehrsystem überfordert ist. Damit verbunden ist die Aufforderung, möglichst bald gegenzusteuern und sich um das psychische Wohlbefinden zu kümmern.

Ein erster Schritt zur Stabilisierung des seelische Gleichgewichts sind Strategien der individuellen Selbsthilfe. Darunter fallen sämtliche Maßnahmen, mit denen psychisch belastete Menschen sich allein oder mit Unterstützung ihres engsten Umfelds helfen können.

Eine Möglichkeit der Selbsthilfe kann sein, Stressauslöser bewusst zu vermeiden. Die äußeren Umstände sind häufig jedoch nur bedingt beeinflussbar. Ändern lässt sich dagegen der eigene Umgang damit. Im Prinzip gibt es zwei Ansätze, bei bestehenden Belastungen wohltuenden Ausgleich zu schaffen: Sowohl gezielter Stressabbau als auch die Aktivierung innerer Ressourcen tragen dazu bei, in schwierigen Zeiten gelassen zu bleiben.

Was bei einer Person Stress lindert und Kraft spendet, kann bei der anderen allerdings wirkungslos sein. Daher gibt es keine allgemeingültigen Empfehlungen, was Betroffene bei innerer Anspannung und seelischen Tiefs für sich tun können. Oft hilfreich sind erfahrungsgemäß diese Eigenstrategien:

  • Bewegung oder sportliche Betätigung an der frischen Luft
  • eine geregelte Tagesstruktur mit vorhersehbaren Abläufen
  • regelmäßige Ruhepausen und ausreichend Zeit für sich
  • Atem-, Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen
  • Ablenkung beispielsweise durch leichte Hausarbeit, Unternehmungen oder Hobbys
  • kreative Tätigkeiten wie Malen, Basteln, Musizieren oder Schreiben (Tagebuch)
  • gemeinsame Aktivitäten mit Freunden oder Familienmitgliedern

Wesentlich zur Stressbewältigung trägt zudem bei, wenn belastete Menschen Anteilnahme und Unterstützung durch Bezugspersonen erfahren. Nichts gibt mehr Auftrieb als das Gefühl, mit Problemen nicht allein fertig werden zu müssen. Zentrales Element der individuellen Selbsthilfe ist daher auch, dass

  • Betroffene am besten schon bei Frühsymptomen einer seelische Überforderung jemanden aus dem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis ins Vertrauen ziehen und aktiv um Beistand bitten,
  • Angehörige oder andere nahestehende Personen immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisieren und ihre Hilfe anbieten, wenn sie bei Betroffenen auffällige Veränderungen beobachten,
  • alle Beteiligten offen mit der Situation umgehen und gemeinsam überlegen, wie sie im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für Entlastung sorgen können.

Mit individuellen Selbsthilfe-Maßnahmen bewältigen Betroffene seelische Tiefs oft allein. Manchmal reichen persönliche Ressourcen jedoch nicht aus. Dann ist wichtig, sich im nächsten Schritt Unterstützung durch erfahrene Fachleute zu holen.

Krisenhilfe von außen

Von einer echten seelischen Krise ist immer dann die Rede, wenn Betroffene sich nicht mehr selbst zu helfen wissen oder die nötige soziale Unterstützung fehlt. Gefühle der Ohnmacht und Ausweglosigkeit führen dann häufig dazu, dass psychische Probleme sich aufschaukeln und akut verschlimmern.

Verschiedenste Anhaltspunkte können darauf hindeuten, dass Betroffene schwer belastet und überfordert sind. Für eine massive Störung des inneren Gleichgewichts spricht unter anderem, wenn

  • Frühsymptome einer psychischen Überforderung sich verschlimmern oder anhaltend auftreten,
  • bislang hilfreiche Entlastungsstrategien nicht mehr oder nur noch unzureichend wirken,
  • Betroffenen die Energie fehlt, sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern,
  • selbst einfachste Alltagstätigkeiten zum Kraftakt werden, der kaum noch zu schaffen ist, 
  • berufliche, schulische oder soziale Verpflichtungen nicht mehr wahrgenommen werden können.

Alarmsignal für eine ernste Krise ist zudem, wenn Symptome einer seelischen Vorerkrankung in abgeschwächter Form zurückkehren. Von Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating Betroffene zeigen dann etwa wieder verstärkt problematisches Essverhalten. Personen, die wegen einer Angststörung behandelt wurden, haben wieder öfter leichte Panikattacken. Niedergeschlagenheit, negative Gedanken und Grübeln wiederum können Anzeichen für eine beginnende Depression sein.

In einer seelischen Krise oder bei Verdacht auf einen Rückfall benötigen Betroffene zeitnah professionelle Hilfe. Damit die Situation sich nicht weiter zuspitzt, sollte der Kontakt zu qualifizierten Fachkräften möglichst innerhalb weniger Tage erfolgen.

In Deutschland gibt es ein breit gefächertes System von Unterstützungs- und Beratungsangeboten für seelisch belastete oder erkrankte Menschen. Bei Krisen, die sie und Angehörige allein nicht bewältigen können, helfen beispielsweise diese Anlaufstellen weiter: 

Psychotherapeutische Fachkräfte

Bei akuten Belastungen während einer laufenden Therapie und in der Nachsorge können Betroffene unmittelbar Kontakt mit der behandelnden Fachkraft aufnehmen. Tritt eine Krise erst nach Abschluss der Begleitung oder neu auf? Dann besteht die Möglichkeit, sich in einer psychotherapeutischen Sprechstunde Rat und Hilfe zu holen. Bei Bedarf kann sich daran direkt eine unterstützende Akutbehandlung oder eine reguläre Psychotherapie anschließen.

Ärztinnen und Ärzte

Eine erste Einschätzung der Situation können auch haus-, frauen- oder kinder- und jugendärztliche Praxen vornehmen. Sie vergeben in der Regel zeitnah Termine. In einem Beratungsgespräch können Betroffene und Begleitpersonen unter anderem erfragen, welche Fachstellen vor Ort weiterführende Unterstützung bieten. Eine ärztliche Überweisung kann zudem helfen, schneller psychotherapeutische Hilfe zu bekommen.

Beratungsstellen vor Ort

In vielen Städten und Regionen gibt es spezielle Einrichtungen, an die sich Menschen mit seelischen Schwierigkeiten oder Erkrankungen wenden können. Manche haben eigene Geschäftsräume, andere sind an örtliche Gesundheitsämter oder Kliniken angeschlossen. Dort beraten erfahrene Fachkräfte und zeigen Wege aus der Krise auf. Weitere Informationen zu dieser Form der Unterstützung finden Sie hier.

Krisen-Hotlines

Viele psychisch schwer belastete Menschen haben nicht die Kraft oder den Mut, professionelle Hilfsangebote vor Ort wahrzunehmen. Praxen und Beratungsstellen können auch zu weit entfernt oder gerade geschlossen sein. Dann kann eine telefonische Beratung entlasten und weiterhelfen. Diese Möglichkeit bieten zum Beispiel folgende Dienste:

Digitaler Austausch

Wenn Gespräche über seelische Problemen schwer fallen, kann man sich auch schriftlich an professionelle Beratungskräfte wenden. Mittlerweile bieten viele Fachstellen vor Ort ergänzend eine anonyme Online-Beratung. Hilfe per E-Mail oder Chat erhalten Betroffene oder Angehörige und in schwierigen Lebenslagen unter anderem hier:

Professionelle Hilfe von außen anzunehmen, kann für Menschen in einer seelischen Krise eine hohe Hürde sein. Angehörige und andere Vertraute sollten dann aktiv unterstützen. Sie können zum Beispiel mögliche Anlaufstellen recherchieren, verschiedene Beratungsformen vorschlagen, die Vereinbarung von Terminen übernehmen oder anbieten, Betroffene in Vor-Ort-Einrichtungen zu begleiten. 

In einigen Fällen kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen auffangen. Selbsthilfegruppen sind in der Regel jedoch nicht fachlich angeleitet. Daher ist diese Art der Unterstützung allenfalls bei leichteren seelischen Krisen sinnvoll und empfehlenswert.

Soforthilfe im Notfall

Manchmal können Stressphasen oder -ereignisse auch so schwer belasten, dass es zu einem völligen psychischen Zusammenbruch kommt. In diesem Ausnahmezustand sind das Denken und Fühlen Betroffener stark beeinträchtigt. Sie können dann mögliche Folgen ihres Handelns nicht mehr einschätzen und neigen zu Kurzschlussreaktionen.

Nicht selten sehen Betroffene beispielsweise keinen anderen Ausweg mehr, als sich das Leben zu nehmen (Suizid). Auch selbstverletzendes Verhalten ohne Tötungsabsicht kann auftreten. Ebenfalls möglich ist, dass extreme seelische Notlagen in Gewalt- oder Straftaten gipfeln, durch die andere Menschen zu Schaden kommen können.

Jede Krise, in der akute Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, ist ein Notfall höchster Dringlichkeitsstufe. Das gilt auch, wenn lediglich die Vermutung vorliegt, Betroffene könnten sich oder anderen etwas antun. Dann ist wichtig, dass ihnen sofort und am selben Tag geholfen wird.

Einige Betroffene sind noch in der Lage, selbst medizinische Hilfe anzufordern. Meist sind sie jedoch nicht mehr handlungs- und entscheidungsfähig. In diesem Fall müssen Angehörige, andere Bezugspersonen oder gegebenenfalls Außenstehende unverzüglich Notfallmaßnahmen einleiten. Soforthilfe können sie beispielsweise leisten, indem sie je nach Situation

  • Betroffene in die nächstgelegene Spezialklinik für Psychiatrie und Psychosomatik fahren,
  • mit ihnen die Notfallaufnahme eines anderen örtlichen Krankenhauses aufsuchen,
  • den medizinischen Rettungsdienst (112) verständigen, der sich um Betroffene kümmert und in eine geeignete stationäre Einrichtung bringt,
  • über den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) ambulante Notfallpraxen vor Ort erfragen, die gegebenenfalls die Erstversorgung übernehmen können.

Wenn betroffene Personen fremdgefährdende Verzweiflungstaten ankündigen oder begehen, kann es auch erforderlich sein,

  • die Polizei (110) zu verständigen,
  • die Feuerwehr (112) zu rufen.

Gerade wenn rasches Handeln zählt oder Absprachen nicht mehr möglich sind, bewährt sich ein Krisen- und Notfallplan. Er gibt konkret vor, was situationsabhängig zu tun ist, um seelisch belasteten Menschen bedarfsgerecht zu helfen. Mehr zu diesem Handlungsleitfaden lesen Sie hier.

Manchmal kommt es vor, dass Menschen in psychischen Notlagen jede Form der Hilfe ablehnen. Bei akuter Gefahr für Leib und Leben können sie jedoch auch gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Genaueres zum Thema Zwangsbehandlung lesen Sie hier.

Analyse & Aufarbeitung

Professionelle Krisen- und Notfallhilfen dienen dazu, Menschen nach psychischen Ausnahmesituationen wieder so weit zu stabilisieren, dass sie weiterführende Anschlussangebote wahrnehmen können. In der Regel handelt es sich um psychotherapeutische Maßnahmen. Diese können in ambulanten Praxen oder in schweren Fällen auch im Rahmen einer stationären Behandlung stattfinden.  

Dauer und Intensität der Begleitung durch psychotherapeutische Fachkräfte hängen vom Ausmaß der erlebten Krise ab. Manchmal genügen einige stützende Gespräche, um das seelische Gleichgewicht Betroffener wiederherzustellen. Tiefgreifende Belastungen oder seelische Erkrankungen wie Essstörungen, Depressionen, Ängsten oder Zwängen erfordern jedoch oft eine langfristige Therapie.

In den Behandlungssitzungen werden problematische Denk- und Verhaltensmuster bearbeitet. Unter anderem geht es dabei auch darum, sich bewusst mit der erlebten Krise auseinanderzusetzen. Denn dies hilft, Strategien für den besseren Umgang mit zukünftigen Stressereignissen zu entwickeln. Unter anderem beantworten Betroffene unter therapeutischer Anleitung folgende Fragen für sich:

  • Was war der konkrete Grund für die aktuelle Krise?
  • Besteht der Auslöser weiterhin oder haben sich die belastenden Umstände inzwischen geklärt?
  • Gibt es Möglichkeiten, diese oder ähnliche Stresssituationen in Zukunft zu vermeiden?
  • Wie kann ich meine psychische Widerstandfähigkeit im Alltag stärken?
  • Welche Ressourcen zur Förderung meines seelischen Wohlbefindens habe ich bereits?
  • Welche Unterstützungsmöglichkeiten kann ich noch nutzen oder ausbauen?
  • Woran merke ich frühzeitig, dass sich meine seelische Verfassung verschlechtert?
  • Was kann ich tun, um mir in Belastungsmomenten und -phasen selbst zu helfen?
  • Welche Personen in meinem Umfeld kann ich bei Bedarf um Beistand bitten?
  • An wen wende ich mich, wenn ich mit Selbsthilfe nicht mehr weiterkomme?

Anhand der gewonnenen Erkenntnisse erstellen Betroffene gemeinsam mit der behandelnden Fachkraft einen persönlichen Krisen- und Notfallplan. Ist ein solcher bereits vorhanden, wird er geprüft und bei Bedarf aktualisiert.

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Welche Anzeichen deuten auf eine seelische Krise hin?

Und wie lässt sie sich überwinden? Das erfahren Sie auch in diesem Erklärvideo:

„Alles okay mit Dir? So checkst Du Deinen inneren Zustand!“