Die Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung sind die bekanntesten Essstörungen. Oft zeigen Betroffene jedoch ein Krankheitsbild, das sich nicht klar einer dieser drei Hauptformen zuordnen lässt. Grundsätzlich sind die Grenzen von der einen zur anderen Essstörung fließend. Sie können ineinander übergehen oder sich abwechseln. In manchen Fällen kann sich beispielweise aus einer Magersucht eine Bulimie oder Binge-Eating-Störung entwickeln und umgekehrt.
Mischformen
Am häufigsten werden Mischformen beobachtet, bei denen sich Merkmale der einzelnen Essstörungen überscheiden. So kann es auch bei einer Magersucht zu Essanfällen mit anschließendem Erbrechen kommen, die eher typisch für die Bulimie sind. Ebenso zeigen manche Menschen mit Bulimie zeitweise Symptome einer Magersucht: Viele versuchen nach Phasen mit Essattacken, durch strikte Hungerkuren ihr Gewicht zu kontrollieren und abzunehmen.
Sonderformen
Auch sind Sonderformen möglich, bei denen Betroffene zwar bestimmte Kriterien einer der drei Essstörungen zeigen, aber nicht alle. Dann lässt sich eine Magersucht, Bulimie bzw. eine Binge-Eating-Störung nicht eindeutig diagnostizieren. Dies ist unter anderem der Fall,
- wenn alle Anzeichen für eine Magersucht sprechen, bei Betroffenen jedoch beispielweise der Body-Mass-Index noch nicht im Bereich des Untergewichts (BMI <18,5) liegt.
- wenn alle anderen Kriterien einer Bulimie zwar erfüllt sind, die Essanfälle mit anschließendem Erbrechen aber seltener als einmal pro Woche auftreten,
- wenn typische Merkmale einer Binge-Eating-Störung vorliegen, die Symptome allerdings nicht durchgehend über eine Dauer von drei Monaten anhalten.
Misch- und Sonderformen der Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung sind ebenso belastend wie die Hauptformen. Auch sie erfordern eine professionelle Behandlung, um schwerwiegende körperliche und psychosoziale Folgen zu vermeiden und die Erkrankung zu überwinden.
Zu Möglichkeiten der Behandlung können Betroffene und Angehörige sich in einer fachkundigen Beratung informieren. Sie gibt Orientierung und kann Wege aus der Erkrankung aufzeigen.
Weitere Essstörungen
Neben den Haupt-, Misch- und Sonderformen der Magersucht, der Bulimie und des Binge-Eatings gibt es zahlreiche weitere Erscheinungsbilder von gestörtem oder auffälligem Essverhalten. Nur ein Teil von ihnen ist bislang als Krankheit anerkannt.
- Anorexia athletica: Sie betrifft vor allem Leistungssportlerinnen und -sportler in Disziplinen, bei denen Figur und Gewicht bedeutsam sind. Betroffene führen bewusst extreme Diäten durch, um Leistungs- und Wettkampfvorteile zu haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Orthorexia nervosa: Betroffene sind zwanghaft auf eine gesunde Ernährung fixiert. Sie meiden Lebensmittel strikt, die sie als ungesund einstufen. Entsprechend begrenzt ist häufig die Nahrungsauswahl. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Chewing and Spitting: Hier kauen Betroffene die aufgenommene Nahrung lediglich. Vor dem Schlucken wird sie wieder ausgespuckt. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Night-Eating-Syndrom: Betroffene haben tagsüber kein Hungergefühl. Erst in den Abend- und Nachtstunden spüren sie starkes Verlangen nach Nahrungsaufnahme. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Vermeidend-restriktive Ernährungsstörung (ARFID): Davon betroffene Menschen essen nur sehr wenig oder eine äußerst begrenzte Auswahl an Lebensmitteln. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Fütterstörung: Sie äußert sich durch Verweigerung der Nahrungsaufnahme oder extrem wählerisches Essverhalten. Zumeist tritt die Störung im Säuglings- und Kleinkindalter auf. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Pica-Syndrom: Bei dieser sehr seltenen Störung essen Betroffene Dinge, die nicht zum Verzehr geeignet sind. Mehr dazu lesen Sie hier.