Sucht
Sucht als Wortbestandteil in den deutschen Begriffen „Magersucht“, „Ess-Brech-Sucht“ und „Esssucht“ legt nahe, dass es sich bei Essstörungen um eine Sucht handelt.
In der Psychologie und Medizin umfasst der Begriff Sucht zum einen die körperliche und psychische Abhängigkeit von einem Suchtmittel wie Alkohol oder Drogen (stoffgebundene Sucht, Substanzabhängigkeit). Zum anderen zählt dazu ein zwanghaftes und abhängiges Verhalten wie zum Beispiel die Glücksspielsucht oder die Mediensucht (stoffungebundene Sucht, Verhaltenssucht). Sucht ist häufig mit dramatischen persönlichen Schicksalen verbunden.
Essstörungen sind keine klassischen Suchterkrankungen, können jedoch einzelne suchtartige Merkmale aufweisen. Besonders, wenn die Essstörung mit Essanfällen einhergeht, bekommt Nahrung den Charakter eines Suchtmittels: das unwiderstehliche Verlangen nach Essen, Kontrollverlust, nicht aufhören können zu essen, Essen in aller Heimlichkeit, Essen zur Bekämpfung negativer Gefühle.
Viele andere Merkmale, wie das streng kontrollierte Nicht-Essen bei Magersucht oder die Tatsache, dass Nahrung kein Suchtmittel ist, bei dessen Absetzen körperliche Entzugserscheinungen auftreten oder von dem man abstinent werden kann, sprechen jedoch gegen eine Essstörung als Sucht.